Trauringe selber schmieden

 

Die Idee unsere Trauringe selber zu schmieden hatten wir eigentlich schon lange. Die richtige Goldschmiede dafür zu finden, war zunächst gar nicht so einfach, denn einen kommerziellen Trauringkurs wollten wir nicht besuchen.

Durch Zufall stießen wir auf das Goldschmiede-Atelier Taubenberger und waren überrascht, wie viel Zeit sich der Goldschmiedemeister Karl-Heinz Taubenberger dafür nahm, um mit uns im Vorfeld über unsere Wünsche, die Möglichkeiten und Preise zu sprechen. Auch die Werkstatt, ein lichtdurchfluteter Raum direkt neben dem Verkaufsraum, gefiel uns gut und in der familiären Atmosphäre fühlten wir uns von Anfang an sehr wohl. Als es dann soweit war und wir mit der Arbeit begonnen – wirklich ganz von Anfang an mit dem Walzen des Goldes – wurde uns zum ersten Mal bewusst, dass wir bis zu den fertigen Ringen noch einiges vor uns hatten. Erst nach dem Sägen, Biegen und Beizen des edlen Metalls konnte man langsam erahnen, was daraus einmal werden würde. Wenn etwas nicht so richtig klappen wollte, stand uns der Goldschmiedemeister mit Rat und Tat zur Seite. Auch die schwierigeren Arbeitsschritte, wie das Feilen der Kanten und das richtige Polieren, wurde uns von Meister Taubenberger und seiner Auszubildenden  gezeigt.

Manchmal zitterten uns die Finger ob der ungewohnten Anstrengung den kleinen Ring fest zu halten und gleichzeitig richtig zu bearbeiten, aber genau das werden die Momente sein, an die man später gerne zurückdenkt. Ein ganz besonderes Erlebnis war für uns zum Abschluss das Gravieren der Ringe. Bei der traditionellen Graviermaschine, durften wir noch selbst die Hand anlegen und uns gegenseitig die Namen und das Datum unserer Hochzeit eingravieren. Sich bei dieser Aufregung nicht zu verschreiben war die größte Herausforderung, doch am Ende ging alles gut. Obwohl wir anfangs leichte Bedenken hatten, ob wir überhaupt genug handwerkliches Geschick aufweisen, um schöne Trauringe anzufertigen, sind wir nun von unseren Ringen mehr als begeistert.

Nicht nur, dass die Ringe mit der Unterstützung von Goldschmiedemeister Taubenberger und seiner Auszubildenden  genau so aussehen, wie wir es uns gewünscht hatten, auch das Erlebnis diese besonderen Schmuckstücke selbst anzufertigen, wird für uns immer eine ganz besondere Erinnerung sein. Diese Erfahrung schweißt – Verzeihung – „schmiedet“ uns bestimmt noch näher zusammen.

 

Workshop: Schmuck selbst herstellen 

„Gar nicht so einfach, wie es aussieht.“ Sascha Wesolek (30) betrachtet den silberfarbenen Herzanhänger in seiner Hand, dreht und wendet ihn.


Karl-Heinz Taubenberger (r.) half Sascha Wesolek beim Schmuckherstellen
Foto: Grönewäller

Der junge Mann in Jeans, blauem Polohemd und schwarzen, flachen Turnschuhen schmiedet gerade das erste Schmuckstück seines Lebens. Doch der sportliche Typ mit hochgegeltem, dunkelblondem Haar hat nicht etwa seinen ersten Tag als Auszubildender zum Goldschmied.

Sascha Wesolek möchte seiner Freundin zum Geburtstag ein außergewöhnliches Geschenk überreichen: Ein selbstgeschmiedetes Schmuckstück.

Herz zu Papier gebracht

Zwei Stunden ist Sascha schon dabei. Die Idee, einen Anhänger schmieden zu wollen, hatte er schon bevor er herkam. „Hier hat er dann das Herz zu Papier gebracht“, erzählt Goldschmied Karl-Heinz Taubenberger (55). Ihm gehört die Werkstatt mit angrenzendem Verkaufsraum im Herzen Huckardes. Seit einem Jahr bietet Taubenberger seinen Kunden die Möglichkeit, Schmuckstücke selbst zu fertigen.

Silber walzen, das Papierherz auf das Vierkant aus edlem Metall kleben und das Herz aussägen sind die Arbeitsschritte, die Sascha schon erfolgreich gemeistert hat. „Das Herz von Innen aussägen ist immer besonders knifflig“, sagt Taubenberger. Sascha hat es geschafft. Jetzt muss das Herz nur noch „schön“ gemacht werden.

Mit Rat und Tat Bedeutet: Der Amateur-Goldschmied feilt die Kanten rund – das erhöht den Tragekomfort – und poliert das Herz mit einer Maschine, die einem Schuhputzautomaten aus Hotels ähnelt. Taubenberger begleitet seine Werkstatt-Gäste bei jedem Arbeitsschritt und steht mit Rat und Tat zur Seite. „Ich sitze daneben, arbeite selbst und wenn ich helfen kann, dann helfe ich.“ Ständig, so scheint es, hat er seinen „Gesellen auf Zeit“ im Blick. Plötzlich lacht der Goldschmied auf und sagt angesichts der leicht verknoteten Finger seines Gastes: „Ich habe Sorge, dass er sich gleich die Finger durchbricht“

Warum selber machen

Der krönende Abschluss des Arbeitstages: Meister und Schüler setzen einen kleinen Stein in die obere Ecke des edlen Herzens.

Bleibt noch eine Frage: Warum betreibt Sascha den Aufwand und fertigt das Schmuckstück selbst? Der junge Mann kneift die Augen zusammen, seine Mundwinkel wandern nach oben und kündigen ein sanftes Lächeln an: „Wenn man es selber macht, kommt es von Herzen“.